Mittwoch, 26. März 2014

Auf gehts zu neuen Abenteuern - in den Süden! Von Hamburg nach Portugal!

Jetzt kommt DIE Reise - die Reise meines Lebens - mit dem Fahrrad von Hamburg nach Süddeutschland - durch Frankreich ans Mittelmeer - durch Spanien - und dann bis nach Portugal, an die Algarve!
Mal schauen, ob alles so klappt wie geplant, und ob ich wirklich dort ankomme. Aber der Weg ist ja
das Ziel. Und vielleicht finde ich unterwegs noch den Heiligen Gral? Wer weiß....
Mit meinem kleinen 1-Personen-Zelt, Isomatten und Schlafsack bin ich unabhängig, und mein Fahrrad
ist frisch gewartet. Bis demnächst in diesem Blog, ich werde versuchen, ab und zu hier etwas einzutragen.

Wer mehr über mich und mein Leben wissen möchte, kann sich gern mein kleines Buch kaufen:
"Geschichten, die der Großvater erzählte, bevor er sich eine Kugel in den Kopf schoss"

 Mein Buch bei buch.de (z.B.)


Und tschüß!

Schade - Linda muss zuhause bleiben

Dienstag, 18. März 2014

Von Hamburg nach Kiel - die 5. Reise

Immer geradeaus - Kilometer um Kilometer
Abschied

Fischer mit Ertrunkener
Hafenblick in Kiel

Denkmal für die UBootkrieger
Gebaut bei Blohm+Voss

VordererTorpedoraum
Vor dem UBoot in Laboe

























Marktplatz in Preetz





Am Plöner See


 Am 14 November 2013 fuhr ich mit dem Fahrrad nach Kiel, der Hauptstadt von Schleswig-Holstein. Abfahrt natürlich wieder in Hamburg-Farmsen, über Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen,
 Bad Bramstedt, Neumünster, Bordesholm ging es nach Kiel. Laut vorab abgefragtem Routenplaner 92,3 Km, laut Kilometerzähler aber mehr als 100 Km. Es war ein kühler Tag, der lange Unterhosen, eine Mütze, warme Handschuhe und meinen schönen Lendenwirbelschutz notwendig machte.
Aber ich kam gut voran, arbeitete mich warm.
Als ich in Kiel ankam, war es bereits dunkel geworden, was meine Orientierung in der Stadt bei der Suche nach einer Unterkunft nicht einfacher machte. Die erste von mir vorher im Internet herausgesuchte
Adresse eines Hostels fand ich mit Hilfe meines I Pads, leider kam ich dort nicht unter. Keine Klingel,
niemand war da, es ging nur über eine Handy-Rufnummer, und da ich kein Handy dabei hatte….
Bei der zweiten möglichen Unterkunft, einem billigen Hotel, war leider nichts mehr frei. Die Frau an der Rezeption gab mir aber noch einen Tip auf ein neues Hotel am Hafen. Dort kam ich dann unter,
für 59 Euro inclusive Frühstück. Die Zimmersuche in einer fremden Stadt kann hart sein, wenn man den ganzen Tag unterwegs war und müde ist.
Wie auch immer, ich hatte ein Bett. Zum Abendessen gab es im Hotelzimmer noch eine Dose Sardinen in Öl, eine Scheibe Brot und einen halben Liter Bier.
Am nächsten Morgen fuhr ich an der Ostseite der Kieler Förde an HDW vorbei, durch Kieler Vororte nach Laboe, zum Museums-UBoot. Manchmal direkt am Ostseewasser entlang.  Unterwegs kam ich noch an einem Denkmal für die UBoot-Männer vorbei. Von 40000 UBoot-Männern sind im 2.Weltkrieg 30000 umgekommen. Was für ein Verlust. Was für eine Verschwendung von Material, KnowHow, Gehirnschmalz, Arbeit, und: Menschen.
In Laboe besichtigte ich das UBoot. Faszinierend, wie eng es im UBoot ist, wie wenig Platz für die Menschen im Boot. Ein UBoot ist kein Schiff, an dem man sich erfreut, es ist eine schwimmende Waffe, eine schwimmende Zerstörungsmaschine.
Von Laboe aus fuhr ich über Preetz, Ascheberg, Dersau, Stocksee, Tensfeld, Rönnau, nach Bad Segeberg. Bis Bad Segeberg hatte ich schon wieder 100 Km zusammen! Ich fuhr und fuhr…..
Unterwegs hatte ich noch einen kleinen Schwächeanfall. Lag vielleicht an der Kälte. Zum Glück hatte ich noch ein paar Brotscheiben dabei.
In Bad Segeberg stieg ich in die Bahn nach Bad Oldesloe, dort musste ich umsteigen in den Zug nach Hamburg-Rahlstedt. Wie schön, das es die Bahn gibt….Kurz nach 18 Uhr war ich wieder im heimatlichen Hamburg-Farmsen. In zwei Tagen über 200 Km abgeradelt – da ist mindestens ein Tag Erholung fällig!











































































































































































Von Hamburg nach Berlin - die 4. Reise



Elbe gigantisch
Elbe mit Strand und Vögeln









Altes Dorf im Wendland
Schöner neuer Elberadweg
Ehemaliges Nähmaschinenwerk Wittenberg










Havelberg
Biwak drinnen
Am Ziel
  

Stadt Brandenburg
                                                                                                    
 Am 30. September 2013, einem Montag, startete ich meine Fahrradtour nach Berlin. Dreieinhalb Tage hatte ich geplant, am Donnerstag, den 03.10., wollte ich mich mit meiner Gloria in Berlin treffen.

In Hamburg fuhr ich zuerst einmal mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof, dann mit der S-Bahn zur Endhaltestelle Aumühle im Sachsenwald. Dort ging es los, quer durch den Wald Richtung Geesthacht, weiter nach Lauenburg und Boizenburg, das dann schon im ehemaligen DDR-Gebiet liegt.
Nach Boizenburg ging es durch die Elbmarsch nach Bleckede, dort mit einer Fähre über die Elbe und
durch schöne Elbdörfer auf der ehemals westdeutschen Seite der Elbe weiter bis Hitzacker.
Vor Hitzacker musste ich noch einige Berge überwinden, was sehr anstrengend war, denn es war schon später Nachmittag und ich war bereits fast 100 Km gefahren! In Hitzacker fand ich ein günstiges Hotelzimmer. Ich war der einzige Hotelgast, wie ich am nächsten Morgen feststellte. Das Hotel hatte optisch auch schon bessere Tage gesehen. Das Wirtsehepaar kämpft wahrscheinlich auch ums Überleben, so mein Eindruck. Aber ich war froh, ein Zimmer zum Ausruhen zu haben.
Dienstag war ich morgens um 9 Uhr schon wieder „On the Road“, über Dannenberg, Gorleben,
Gartow ging es nach Schnackenburg, dort wieder mit einer Fähre über die Elbe herüber ins ehemalige DDR-Gebiet. Auf der Fähre war ausser mir nur noch ein anderer Fahrradfahrer aus der Gegend. Wir unterhielten uns während der Überfahrt, er erzählte mir, das die Hotels und Pensionen jetzt fast alle keine Gäste mehr haben. Die Elbmarsch eignet sich sehr gut für Fahrradurlauber, aber Ende September, Anfang Oktober kommen eben nur noch ein paar Exoten wie ich.
Im ehemaligen Osten ging es Richtung Wittenberge, eine etwas größere Stadt. Die Stadt macht wie viele andere Städte im ehemaligen Osten Deutschlands keinen guten Eindruck. Viele alte verfallene Häuser, Ruinen, stillgelegte Firmengelände. Ich dachte: eine sterbende Stadt, ohne Zuschüsse von außerhalb nicht lebensfähig. In einem Industriegelände verfuhr ich mich noch, stieß dabei auf ein imposantes, ehemals sicher sehr modernes, altes  Industriegebäude, das noch aus der Zeit vor dem Krieg stammte. Zu dem Gebäude gehört ein weithin sichtbarer, in der Gegend sehr bekannter Uhrturm. Vor dem Krieg war es eine Nähmaschinenfabrik für Singer-Nähmaschinen, und während der DDR-Zeit ebenfalls, dann für die Nähmaschinenmarke „Veritas“. Zu DDR-Zeiten arbeiteten dort über 3000 Menschen, nach der Wende wurde das Werk komplett plattgemacht. Die Gebäude stehen jetzt fast leer. Am Eingang kam ich darüber mit einem älteren Wachmann ins Gespräch.
3000 Arbeitsplätze – wie soll das ersetzt werden? Und das war ja nur ein einzelner Betrieb. Und das Wissen und Können der Menschen, das Knowhow über Nähmaschinen: weg, in Luft aufgelöst.
Ich war froh, aus dieser sterbenden, unfreundlichen, ungemütlichen Stadt wieder herauszukommen,
in die schöne Elbmarsch mit den guten Fahrradwegen. Auf neuen Wegen, mit schönen Aussichten auf die Elbe und ihre Nebenarme jagte ich Richtung Havelberg. An diesem Tag kamen wieder über 100 Km zusammen, so dass ich in Havelberg froh war, schnell ein Hotelzimmer zu finden. Abends spazierte ich noch ein bisschen durch den historischen Ortskern, in dem viele leerstehende Läden und renovierungsbedürftige Häuser zu sehen waren.
Kehrte aber schnell ins Hotel zurück, wo ich mein Abendbrot in Form von Sonnenblumenkernen (mein Notvorrat) zu mir nahm und mich danach ins Bett begab.
Mittwoch früh um 9 Uhr ging es weiter, aber nicht mehr an der Elbe, sondern an der Havel entlang in Richtung Rathenow und Stadt Brandenburg. Wie an der Elbe eine schöne Wiesenlandschaft mit guten Fahrradwegen. In der Stadt Brandenburg fährt noch, wie in vielen Städten im Osten, eine Straßenbahn. Es war schon weiter fortgeschrittener Nachmittag, und ich hatte kurz den Gedanken, in dieser Stadt zu übernachten. Verwarf ihn dann aber wieder, nachdem ich mich mit einem Kaffee und einem Stück Kuchen gestärkt hatte. Ich wollte ja auch noch einmal im Freien biwakieren. Um wenigstens einmal meine Isomatten und den Schlafsack zu benutzen.
Also wieder heraus aus der Stadt, immer an der Havel entlang. Am Stadtrand sah ich noch ein riesiges Einkaufszentrum, mit diversen Supermärkten und diversen anderen Geschäften. Und so ist es vielen kleinen und mittleren Städten im Osten: an den Ortsrändern die großen, nach der Wende gebauten
Supermärkte der westdeutschen Lebensmittelketten. Dazu Bekleidungsgeschäfte, Heimwerkermärkte, usw. Und die kleinen Läden in den alten Ortskernen stehen leer, abends sind die alten Zentren tot, keine Menschen auf den Straßen. Die günstige Gastronomie befindet sich meistens in asiatischer und türkischer Hand, wo man sich Speisen einpacken lässt, um sie in der eigenen Wohnung vor dem Fernseher zu verzehren. So jedenfalls meine Beobachtung.
Also weiter die Havel entlang, immer auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz.
Leider sah ich keine überdachte Hütte oder einen größeren Aussichtsturm, die ich hätte benutzen können. Stattdessen bemerkte ich Wildschweinspuren neben dem Weg….
Und malte mir in meiner Fantasie die nächtliche Begegnung aus – ich liege friedlich im Schlafsack und werde von Wildschweinen umzingelt!
Zum Glück kam ich noch an einem Seminarhof vorbei. Ich fragte dort nach einer Übernachtungsmöglichkeit, und siehe da: ich durfte gegen ein kleines Entgelt in einem größerem Raum, einem Saal, mit Isomatten und Schlafsack auf dem Fussboden übernachten. Und das ganz ohne Wildschweingefahr! Wieder Glück gehabt.
So kam ich doch noch zum Biwakieren – wenn auch nicht im Freien. Und ich schlief sogar gut.
Donnerstagmorgen also früh auf nach Berlin. Es war kalt und windig, und mein Rücken nicht gut genug dagegen geschützt – was ich Tage später noch spüren sollte. In Berlin schien es, als ob sich schon wieder ein Hexenschuss anbahnte.
Aber zunächst weiter an der Havel entlang, bis zum Ort Ketzin. Dort mit einer Fähre über die Havel, und dann direkt Richtung Berlin. Berlin-Spandau hieß der erste Berliner Stadtteil. An großen Straßen ging es direkt Richtung Zentrum. Wobei Zentrum für mich Brandenburger Tor  und Reichstag bedeutet. An einem Park machte ich an einem Lokal, das sich „Waldschänke“ nannte, eine Pause, um einen Kaffee zu trinken. Der Wirt unterhielt sich mit zwei Gästen, älteren Frauen mit einem Hund. Er hatte die berühmte „Berliner Schnauze“, die wir Nicht-Berliner so gerne hören.
Aber weiter ins Zentrum, Richtung Siegessäule und Brandenburger Tor. Dort wimmelte es von Menschen, da gerade der deutsche Feiertag, der 3.Oktober war! Ich kämpfte mich mit Mühe zum Brandenburger Tor durch. Schnell ein Foto mit Hilfe eines Rikschafahrers gemacht, dann ab Richtung Hotel, Richtung Neukölln. Mit Hilfe mehrerer freundlicher Berliner fand ich schließlich die Sonnenallee und das gebuchte Hotel. Geschafft!
Im Hotel legte ich mich als erstes in die Badewanne, um meinen Rücken zu entspannen und mich aufzuwärmen. Am Freitagnachmittag fuhr ich per Bahn nach Hamburg zurück.
Das Biwakieren im Freien muss ich noch üben, und ich muss auf Kälte und Wind besser vorbereitet sein. Aber ich habe viel gesehen, die schöne Elbe mit ihren Ufern und kleine gemütliche Dörfer. Und ich habe ein paar unfreundliche Menschen unterwegs getroffen, aber glücklicherweise wesentlich mehr freundliche Menschen.

Freitag, 14. März 2014

Holland - rund um das Ijsselmeer - 3. Reise


Tomatenfabrik
Schlafplatz
Typische Häuschen

Bade-Schleuse
Pause am Deich



Fahrradstraße im Vondel-Park in Amsterdam





Auf dem Dam
Gutes Wohnen
Super-Fahrrad-Wege
Hanf-Feld
Warten auf Holländisch

Am 5 Juli 2013 fuhr ich mit der Bahn von Hamburg über Bremen nach Leer in Ostfriesland.
Und von dort startete ich meine Holland-Fahrradtour. Über das Städtchen Weener fuhr ich nach Holland zur Stadt Groningen. Das Wetter wurde immer besser, und nach circa 85 km erreichte ich Groningen. Ich hatte dort vorher ein Hotelzimmer in einem billigen Hotel reserviert. Das einzige Hotelzimmer, das ich vorher reserviert hatte. Billig war es auch deshalb, weil Duschen und Toiletten außerhalb des Zimmers lagen. Aber es lag in einem alten Haus in der Innenstadt, und das war gut, so konnte ich abends zu Fuß noch ein bisschen die Stadt anschauen. Am nächsten Morgen, am 6., fuhr ich vor dem Checkout noch mit dem Fahrrad in der Stadt umher. Eine schöne Innenstadt mit vielen historischen Gebäuden, und Hausboote auf Kanälen gibt es in Groningen auch.
Aber ich musste ja weiter, in Richtung Amsterdam, in südwestlicher Richtung quer durch den östlichen Teil von Holland. Und so radelte ich auf komfortablen ebenen Fahrradwegen, immer guter Ausschilderung folgend, den ganzen Tag in schönem Sonnenschein. Auf diesen guten Fahrradwegen konnte ich durchaus trotz Gepäck meistens mit 20 km/h oder mehr fahren. In Holland macht Fahrradfahren einfach Spass.
Ich fuhr durch größere Orte wie Osterwohld, Wolveda, bis nach Emmeloord. Über 100 Km! In Emmeloord versuchte ich, ein Hotel zu finden, und ich schaffte es auch. Die Stadt Emmeloord ist nicht so interessant, ohne alte Häuser, es gibt diese Stadt auch erst seit der Einpolderung in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Nach dem Abradeln dieser Entfernung war ich auch „etwas“ fertig, so daß ich im Hotel nur noch etwas aß und mich dann ausruhte.
Am nächsten Morgen, am 7.Juli, ging es früh um 09:30 weiter. Mein Plan war, nach Urk, einem Städtchen am Isselmeer zu fahren und von dort mit einer Fähre auf die andere Seite des Isselmeers. Leider klappte das nicht. Die Fähre ab Urk fährt nur zweimal am Tag, und zwar um 9 Uhr und um 16 Uhr. Und ich kam um 10 Uhr in Urk an. Dann also auf dem Landweg nach Amsterdam.
Über Lelystadt und Almere ging es nach Amsterdam, wieder auf sehr guten Fahrradwegen, bei Sonnenschein und guter Laune. Ab und zu fragte ich Menschen nach dem Weg, und jedesmal wurde
mir sehr freundlich geholfen. An der Peripherie von Amsterdam fuhr eine Frau sogar ein kleines Stück mit, um mich auf den richtigen Weg Richtung Zentrum zu bringen.
Aber es war auch ein anstrengender Tag, letztendlich kamen wieder gute 100 Km zusammen, und von den ersten Anfängen Amsterdams bis zum Zentrum ist es ganz schön weit und mühsam, wenn man einen langen Tag „On the Road“ hinter sich hat. Und kein Hotel in Amsterdam reserviert!
Also abends, müde und verschwitzt, noch eins suchen! Da sieht man ein Hotel, hält an und fragt nach einem Zimmer. Kostet aber 109 Euro ohne Frühstück. Und ich bin erschöpft und denke: „Scheissegal.
Ich brauche jetzt sofort ein Zimmer.“ Aber nein, das ist doch zu unverschämt. Also weiter. Ungefähr wusste ich von einem günstigen Hotel etwas ausserhalb des Zentrums. Weiter. Zufällig sah ich ein etwas größeres, veraltetes Hotel an einer Hauptstraße. Und dort klappte es. Ein sehr einfaches, lautes Zimmer in einem von Chinesen geführten Hotel. Hier übernachteten anscheinend vorwiegend Asiaten mit wenig Geld. Ich war froh, hier ein Zimmer gefunden zu haben, denn ich war geschafft. Ich ging auch nicht mehr etwas essen, sondern knabberte nur noch ein paar Sonnenblumenkerne von meinem Notvorrat und schlief trotz lautem Strassenverkehr schnell und gut ein.
Am nächsten Morgen fuhr ich im Viertel um das Hotel auf der Suche nach einem Supermarkt noch vor dem Checkout ohne Gepäck herum, denn ich brauchte dringend Sonnenschutz. „Do you have Sun-Protection? Sun-Cream?“ Leider fand ich nur einen Gemüseladen ohne Sun-Protection im Angebot. Dann eben nicht. Ich bepackte mein Fahrrad und fuhr durch den schönen Vondelpark ins Zentrum. Auf dem Dam machte ich noch ein paar Fotos bzw. ließ mich vn einem chineischen Touristen fotografieren. Den Dealer, der mich hier
vor vierzig Jahren übers Ohr gehauen hatte, konnte ich leider nicht entdecken. Sein Glück.
Mit der kostenlosen Fähre hinter der Central-Station setzte ich schließlich in Amsterdams Norden über und fuhr Richtung Nord-Holland, Richtung Isselmeer-Abschlussdamm.
Über Edam-Volendam, wo ich aufgrund von Rückenschmerzen ein kleines moralisches Tief hatte, und Hoorn ging es durch Nord-Holland bis kurz vor den Damm. Ca 5 Km vor dem Damm fand ich eine Stelle zum Übernachten. Im Freien auf einer Wiese.
Ich hatte ja mein Notlager in Form einer Luftmatratze und eines Schlafsackes dabei, und wenigstens einmal wollte ich diese Form der Übernachtung testen. Ich war wieder über 100 Km gefahren und erschöpft. Trotzdem war Einschlafen nicht einfach, denn bis 22:30 war es hell, die Geräusche ungewohnt, das Abendessen bestand ausschließlich aus Sonnenblumenkernen und machte auch nicht müde, und es wurde nach Sonnenuntergang etwas kalt. Mein Sommerschlafsack stellte sich als ungenügende Wärmeisolierung heraus. Ich zog alles an Kleidung an, was mir zur Verfügung stand, also lange Hose, Pullover und Regenhose und Regenjacke und kroch so in den Schlafsack. So ging es noch. Zusätzlich schmerzten meine Bandscheiben etwas und ich bekam Angst vor einem Hexenschuss. Das wäre nachts auf dieser Wiese schon eine kleine Katastrophe gewesen. Ich hätte in dem Fall zum nächsten Bauernhaus kriechen und dort um die Benachrichtigung einer Ambulanz bitten müssen. Aber es ging gut. Ich schlief ab und zu doch ein, und ich bekam keinen Hexenschuss. Da muss ich mich wohl bei den Göttern, die mich beschützten, bedanken.

Morgens natürlich kein Kaffee, kein Frühstück, keine Dusche, nichts. Nur ein paar Schluck Wasser und Sonnenblumenkerne. In der Nacht war alles auch noch feucht und nass geworden, was das Aufstehen und Einpacken unangenehm machte. Ich stand sehr früh auf, um halb sieben saß ich schon wieder auf dem guten Fiets (Holländisch für Fahrrad) und radelte die letzten Kilometer zum Damm.
Auf dem Damm geht es nur geradeaus, ungefähr 30 Km. Immer geradeaus, und den Wind natürlich von vorn! 30 km schnurgerade mit Gegenwind. Ein harter Kampf. Gastronomie gibt es  auch auf dem Damm, die für mich erste beim sogenannten Monument, einem Denkmal für die Erbauer des Damms nach ungefähr einem Viertel der Gesamtlänge. Leider hatte die Bude dort noch nicht so früh geöffnet. So musste ich ausgehungert weiterfahren. In der Mitte des Dammes gibt es eine Tankstelle, und die hatte geöffnet, Texaco sei Dank. Hier konnte ich Kaffee tanken und mir zwei leckere warme Käsebrötchen kaufen. Das gab wieder Kraft, denn ich musste noch weiter gegen den Wind kämpfen. Am östlichen Ende des Dammes, nach fast drei Stunden, kam ich ans Ende. Und ich war auch ziemlich am Ende.
Ich radelte landeinwärts noch bis Leuwarden, dort stieg ich kurz nach 12 Uhr in eine Bahn nach Groningen, musste dort umsteigen in einen Zug nach Leer, und von dort ging es weiter per Bahn über Bremen nach Hamburg.
In Hamburg radelte ich vom Hauptbahnhof noch nach Hause, machte so für diesen Tag wieder die 100 Km voll. Gegen 19 Uhr kam ich zu Hause an. Was für ein Tag. Morgens noch auf einer Wiese in Nordholland, abends wieder zuhause, im eigenen Bett. Was für ein Kulturschock!
Holland hat sehr gute Fahrradwege, das Fahrrad hat dort einen sehr hohen Stellenwert. Und das Land ist reich. Sehr gute Strassen ohne Schäden, schöne gepflegte Häuschen, alles ist sehr sauber und schön. Und die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Unterwegs dachte ich oft: die Holländer leben im Paradies. Vielleicht ist es tatsächlich so. Das Paradies ist jedenfalls hier auf Erden, und Holland ist ganz vorn mit dabei.